Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V.

Elektromobilität: Das können wir von anderen Ländern lernen

Augsburg, 26. August 2025 Während in Deutschland der Bundeskanzler die Marktreife von Elektroautos in zehn Jahren zumindest indirekt infrage stellt und vermeintliche Technologieoffenheit das immer lauter werdende (und verhängnisvolle) Credo wird, zeigen uns andere Länder, wie die Mobilitätswende gelingen kann. Wir als Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) wollen aufzeigen, wo sich Politik und Gesellschaft etwas abschauen könnten, um ein Gelingen der Mobilitätswende herbeizuführen.

Dänemark

Die Dänen setzen mit voller Kraft auf erneuerbare Energien und Elektromobilität. Die Anschaffung von Elektroautos wird vor allem durch Steuererleichterungen attraktiv gefördert. Wer Photovoltaik und Wallbox netzdienlich koppelt, der wird künftig von der Stromsteuer befreit. Und bidirektionales Laden wird in mehreren Pilotprojekten intensiv erkundet, um es schon bald flächendeckend zu nutzen. Das Land strebt zudem an, dass bereits ab 2030 möglichst keine neuen Verbrenner im Land mehr zugelassen werden sollen. In der Hauptstadt Kopenhagen soll ab in fünf Jahren für Autos mit Verbrennungsmotor gar ein Fahrverbot greifen. Zudem wuchs das Netz an öffentlichen Ladestationen in Dänemark zuletzt so schnell wie in kaum einem anderen Land.

Norwegen

In Norwegen werden schon heute quasi keine Verbrenner mehr neu zugelassen. Das Land hat einen strikten Klimaplan aufgesetzt, um die CO2-Emissionen sehr schnell zu senken. Dabei wird bewusst in Kauf genommen, dass dies mit historischen und vielleicht teils auch zunächst ungemütlichen Veränderungen einhergehen muss. Elektroautos sind aber für die meisten Norweger schon allein deshalb interessant, da auch dank des hohen Anteils an erneuerbaren Energien (und dabei vor allem Wasserkraft) der Strompreis im Land niedrig ist. Darüber hinaus gibt es auch in Norwegen deutliche Steuererleichterungen für E-Auto-Fahrende.

Niederlande

Üppige Förderungen haben der Elektromobilität in den Niederlanden in den vergangenen Jahren dabei geholfen, ganz normaler Alltag zu werden. In nahezu allen Orten des Landes gibt es auch in Wohngebieten ein dichtes Netz an öffentlichen Ladestationen. Im vergangenen Jahr war bereits jeder dritte neuzugelassene Pkw vollelektrisch unterwegs. Strenge Umweltzonen in den Innenstädten machen auch dort Elektroautos neben dem Fahrrad und dem ÖPNV zum attraktivsten Verkehrsmittel.

Frankreich

Die Franzosen haben schon früh darauf geachtet, dass von der Förderung der Elektromobilität nicht nur wohlhabendere Bevölkerungsschichten profitieren. Das prominenteste Beispiel dafür ist das sogenannte Sozialleasing, für das sich in Deutschland vor allem die SPD einsetzt und welches wir ausdrücklich unterstützen. Durch vergünstigte und speziell abgesicherte Leasingverträge über kleinere und mittelgroße Elektroautos kann auch weniger wohlhabenderen Bürgern der Zugang zur Elektromobilität vereinfacht werden. Das entspannt auch den öffentlichen Diskurs, der bei uns bisweilen aus dem Ruder läuft.

Äthiopien 

Das afrikanische Land hat die Einfuhr von Verbrennern bereits gestoppt und somit defacto als erstes Land der Welt und noch vor Norwegen ein sogenanntes „Verbrennerverbot“ durchgesetzt – also die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotor gestoppt. Der Grund dafür ist logisch: Das Land möchte sich energetisch emanzipieren und wirtschaftlich nicht mehr von Öl und Gas abhängig sein. Zwar gibt es im Land generell nur pro 100 Einwohner etwa ein Auto, doch diese wurden in den vergangenen Jahren zunehmend elektrisch. Auch für Europa ist eine solche energetische Emanzipation sehr wichtig, zudem muss bei uns mehr in eigene Batterietechnik investiert werden, um nicht in neue Abhängigkeiten zu geraten.

„Deutschland kann sich einiges von anderen Ländern abschauen, besonders in unserer direkten Nachbarschaft“, stellt Lisa Bohm, geschäftsführende Vorständin des BBNM, fest. Weiterhin führt sie aus: „Ich wünsche mir, dass die deutsche Politik den Schulterschluss mit Vorreiter-Ländern wie Dänemark sucht, um zukünftig bei der Mobilitätswende wieder selbst mit vorangehen zu können.“ Für die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen werde sich der BBNM weiterhin intensiv einsetzen.

 

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