Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V.

Deutsche Informatik-Inkompetenz ruiniert das deutsche und europäische Eichwesen

Am 21. Januar 2025 hat ein „Runder Tisch zur E-Mobilität zum Mess- und Eichwesen“ der PTB (Physikalisch Technische Bundesanstalt) stattgefunden. Schon lange hinkt die deutsche Ladeinfrastruktur aus Sicht des Bundesverbands Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) dem technischen Stand der weltweiten Informatik zur digitalen Rechtssicherheit und Geschäftsabwicklung um Jahrzehnte hinterher. „Dies sorgt seit Jahren dafür, dass moderne Informatik-Standards die dringend benötigt werden, in der deutschen Ladeinfrastruktur keinen Einzug halten können“, stellt BBNM-Vorstandsmitglied Thomas Mertens fest.

Der aktuelle Zustand lässt sich also wie folgt beschreiben: Basteleien und Workarounds. Verbraucherschutz, Interoperabilität und Marktransparenz werden eher behindert als unterstützt. Nun will die EU das Eichwesen unter der Europäischen Messgeräterichtlinie MID vereinheitlichen. Das war das Kernthema dieser Veranstaltung.

Verständnis für rechtssichere Datenkommunikation fehlt

Statt die Chance zu nutzen, endlich moderne Informatik in die Ladeinfrastruktur zu bringen, werden nun weitere Workarounds zu veralteten und oft längst nicht mehr zulässigen Verfahren vorgestellt, stellt der BBNM fest. „Das bestehende Gepfusche in der Ladeinfrastruktur sollen nun durch weitere Absurditäten-Regelungen verschlimmbessert werden, zum Beispiel durch eine ,Deutschland-App für alles‘. Es fehlt das Verständnis, dass es nicht um eine App, sondern um transparente und rechtssichere Datenkommunikation geht, die dann in einer App oder in einem Auto bereitgestellt werden“, erläutert Mertens.

Zu Fragestellungen der Interoperabilität, wie zum Beispiel das rechtliche Zusammenwirken über Energiemanagement-Systeme, können indes nicht mal Workarounds geboten werden. „Dies schlägt sich auch auf Ingenieursfragen durch, zum Beispiel: Schon vor zwei Jahren wurden Vorschläge zusammen mit der Landeseichdirektion NRW eingebracht, wie Ladekabel bei einem Tausch oder Modularaufbau digital erkannt werden können. Das wurde damals abgeblockt. Nun ist die große Runde überrascht“, führt Mertens weiter aus.

Da Deutschland dominierend, auch über Referate des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), bei der EU mitwirkt, soll diese deutsche Informatik-Inkompetenz sogar in andere EU-Länder exportiert werden. „Diese deutsche Inkompetenz in der Informatik droht nun auch das europäische Eichwesen mit in ihre Sackgasse zu reißen“, befürchtet der BBNM-Vorstand.

Der BBNM schlägt daher folgende fünf Maßnahmen vor:
1. Bestehende Initiativen, deren Arbeit auf dieser Informatik-Inkompetenz beruhen – wie die „Bonner Eichrechttage“ – müssen gestoppt werden.
2. Wir brauchen eine Reform der PTB, die selbst entsprechende Informatik-Kompetenz bieten muss, um künftig ihre Rolle zu erfüllen. Gleiches gilt für die betroffenen Referatsleitungen des BMWK (IIICx).
3. Es bedarf ebenso einer Reform des gesamten Ladeinfrastruktur-Backends nach internationalen Informatik-Standards zur digitalen Rechtssicherheit und Geschäftsabwicklung.
4. Das SmartMeter-Gateway und die netzdienliche Steuerbarkeit nach §14a EnWG muss ebenfalls in die gemeinsame Betrachtung genommen werden.
5. Hoffnungslos veraltete Protokolle, die in der Ladeinfrastruktur (hinein)wirken, müssen schrittweise und systematisch durch moderne Protokolle nach den aktuellen internationalen Informatik-Standards abgelöst werden.

Der BBNM e.V. sieht sich hier als Sprecher für der Elektroautofahrer im Sinne des Verbraucherschutzes wie auch der Marktteilnehmer im Sinne der fairen Markttransparenz und Wettbewerbsfähigkeit. Mehr zum Thema hat unser Verband bereits im Pressebereich unter dem Titel „Digitaler Sand in der Ladeinfrastruktur“ veröffentlicht.