Wie Electrive.net berichtet, streicht das Bundesverkehrsministerium die Fördertöpfe für Elektro-Lkw und Elektro-Busse. Auch wenn der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) grundsätzlich der Meinung ist, dass Elektromobilität auch ohne Fördergelder funktionieren kann und muss, ist der Vorstand der Meinung: Dieser Schritt kommt zu früh und schadet den Falschen.
Aktuell ist die Anschaffung von vollelektrischen Nutzfahrzeugen noch mit erheblichen Mehrkosten verbunden, da die Hersteller bislang noch kleine Stückzahlen produzieren und preislich somit nicht mit Diesel-Fahrzeugen mithalten können, führt der BBNM aus. „Während der Wegfall der Förderung für E-Autos außer viel Unruhe vor allem sinkende Preise mit sich gebracht hat, ist dies im Nutzfahrzeugbereich angesichts des sehr viel geringeren Volumens nicht zu erwarten“, sagt der Vorstand.
Geld für Ladeinfrastruktur reicht nicht aus
Dass die Bundesregierung sich stattdessen vor allem auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge konzentrieren möchte, heißt der BBNM grundsätzlich gut. „Die dafür veranschlagten
1,85 Milliarden Euro sind für einen spürbaren Hochlauf aber viel zu wenig“, stellt der Vorstand fest – vor allem wenn nicht geringe Teile davon auch für den Aufbau von Wasserstofftankstellen genutzt werden sollen. Der allergrößte Teil wird ohnehin bereits von getätigten Zusagen verzehrt, für weitere Projekte ist somit kaum noch Spielraum vorhanden.
Auch wenn gesetzliche Regelungen wie CSRD, EnEfG und steigende Autobahnmaut für VerbrennerLkw eindeutige Argumente für vollelektrische Nutzfahrzeuge sind, werden sich aus Sicht des BBNM viele Unternehmen auf absehbare Zeit eine komplette Umstellung auf E-Lkw schlichtweg nicht leisten können. „Das benachteiligt vor allem Kommunen und kleinere und mittlere Unternehmen, denen dafür die nötigen finanziellen Ressourcen fehlen“, sagt Andreas Varesi, Geschäftsführender Vorstand im BBNM.
Kommunen und kleinere Unternehmen leiden besonders
Seiner Meinung nach ist nun eine Entwicklung zu erwarten, wie sie schon von den Bauauflagen im Immobiliensegment bekannt ist: „Nur noch die ganz Großen können die Vorzüge nutzen, aber
diejenigen, denen das Kapital für Neuausgaben fehlt, zahlen doppelt: Sie müssen weiterhin teure Verbrenner betreiben und haben es durch die EU-Vorgaben zudem immer schwerer, an frisches Geld vom Kapitalmarkt zu kommen“, ist Varesi überzeugt.
„Außerdem beobachten wir sehr kritisch, was an Lobbyarbeit in Sachen Wasserstoff in den Bundesbehörden vor sich geht“, stellt der Vorstand zudem fest. Batterieelektrische Elektromobilität
sei aufgrund seiner Effizienz klar vor der Brennstofftechnologie zu bevorzugen – im Pkw-Bereich sowieso, aber bis auf wenige Ausnahmen gilt das laut BBNM auch im Nutzfahrzeugbereich. „Wenn wir dann aber sehen, welche Fördersummen angesichts der knappen Mittel für den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur im Verkehrssektor freigemacht werden sollen, dann müssen wir uns ernsthaft fragen, welche Interessen die Entscheidungsträger damit tatsächlich verfolgen“, führt der Verbandsvorstand aus.
Über den BBNM e.V.
Der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) hat sich gegründet, um die Mobilitätswende in Deutschland massiv voranzutreiben. Das Netzwerk aus zertifizierten Beraterinnen und Beratern für Elektromobilität und alternative Antriebe hat es sich zum Ziel gesetzt, einheitliche Standards für Beratungsleistungen rund um nachhaltigen Verkehr sowie die dafür erforderliche Infrastruktur festzulegen und zu kommunizieren. Der BBNM sieht sich als zentrale Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und möchte alle Akteure der Mobilitätswende dabei unterstützen, zukunftsorientierte und umweltfreundliche Lösungen erfolgreich umzusetzen.
Die Erfahrung der Verbandsmitglieder zeigt, dass seitens der Akteure wie Netzbetreibern, Fachbehörden und Kommunen viel Unwissenheit darüber herrscht, wie der Hochlauf der Elektromobilität sinnvoll umzusetzen ist. Auch viele Unternehmen und Immobilienbesitzer sind mit den bürokratischen Vorgaben bei der Umsetzung moderner Mobilitätslösungen häufig überfordert. Die jeweiligen Lösungen will der BBNM bündeln und neue Projekte somit effizienter bewältigbar machen.
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Daniel Krenzer, Mail: presse@bbnm-ev.de