Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V.

Elektromobilität ist volkswirtschaftliche Chance – und nicht Risiko

28. Februar 2025

Die Elektrifizierung der Automobilindustrie wird in Europa und vor allem in Deutschland oft in der öffentlichen Debatte als wirtschaftliches Risiko dargestellt. Wenn man genauer hinschaut, ist aus Sicht des Bundesverbands Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) aber genau das Gegenteil der Fall. Durch ein konsequentes Umsetzen der Elektrifizierung kann nicht nur betriebswirtschaftlich langfristig die Rendite erhöht, sondern auch volkswirtschaftlich enorme Summen an Geld gespart werden.

An diesen Punkten machen wir als BBNM diese Erkenntnis fest:

1. Ein Elektroauto benötigt im Vergleich zu einem Auto mit konventionellem Verbrennungsmotor nur knapp 15 Prozent der Energie. Das gilt wegen der hohen Energieverluste bei der Produktion auch, wenn im Verbrennungsmotor E-Fuels anstatt fossiler Treibstoffe verwendet werden.

2. Unabhängig vom Loslösen der deutschen Klimaziele von den einzelnen Sektoren hin zu einer Verrechnung, wie es die FDP für das Verkehrsministerium durchgesetzt hatte, gibt die EU für den Verkehrssektor eine CO2-Reduktion von 50 Prozent von 2005 bis 2030 vor. Weil Sofortmaßnahmen nicht umgesetzt wurden, wird dieses Ziel wohl deutlich überschritten. Laut T&E-Studie wird dies den Steuerzahler bis zu 16,2 Milliarden Euro für den Kauf von Emissionszertifikaten kosten.

3. Gemeinhin wird von etwa 200 Euro an Folgekosten für die Gesellschaft pro ausgestoßener Tonne CO2 ausgegangen. Durch die stärker als ursprünglich geplante Nutzung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor kommen unseren Berechnungen zufolge somit allein bis 2030 auf unsere Gesellschaft Mehrkosten von weiteren mindestens 900 Millionen Euro zu. Das Umweltbundesamt hatte im Herbst die Schätzung sogar von 200 auf 300 Euro pro Tonne angehoben.

4. Wirtschaftlicher Nutznießer der verzögerten Elektrifizierung sind zuallererst die Öl-Milliardäre. Unseren Berechnungen zufolge verdienen sie bis 2030 somit gut 1,8 Milliarden Euro mehr – da hat sich die Lobbyarbeit bezahlt gemacht.

5. Langfristig lohnt sich die konsequente Elektrifizierung auch für die europäischen Autohersteller finanziell. Zwar kostet die Umstellung erst einmal Geld, doch Hersteller aus China, der USA und Südkorea geben den Takt und die Richtung vor. Wer da nicht auf neue Technologien setzt, wird schnell abgehängt und bald in die Bedeutungslosigkeit abdriften. Das belegte erst jüngst wieder ein Strategiepapier von Forschungsinstituten in Deutschland, England, Kanada und der Schweiz rund um Professorin Karoline Rogge.

Mit Blick auf diese Argumente erwarten wir von der kommenden Bundesregierung, das Thema Elektromobilität entschlossen anzugehen und zudem gesamtheitlich zu denken. Denn davon betroffen ist bei Weitem nicht nur das Verkehrsressort, sondern auch unter anderem die Felder Wirtschaft, Energie und Digitalisierung. Wir unterstreichen daher unsere Empfehlung, neben dem Ausbau und Förderung der öffentlichen und gewerblichen Ladeinfrastruktur vor allem auch die Netzertüchtigung voranzutreiben.

Wir sind fest überzeugt: Auch wenn die Elektromobilität für viele auf den ersten Blick wohlstandsgefährdend wirken mag, sichert ihre konsequente Umsetzung in Wahrheit den Wohlstand in unserem Land. Denn die finanziellen Chancen für Industrie und Gesellschaft sind bei Zukunftstechnologien ungleich größer als bei denen aus der Vergangenheit.

Foto: KI-generiert